Nachdem wir in der achten Postwurfsendung erfahren haben, wo unsere Autorin momentan eigentlich gerne wäre, und ihr Haareraufen und Zähneklappern auf Dauer langweilig wird, werfen wir heute wie angekündigt einmal mehr einen Blick hinter die Kulissen der Haarigen Angelegenheit und schauen, wie es zur Verpackung derselben, sprich dem Cover, gekommen ist.
Dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau, ist eine ebenso allgemein anerkannte Wahrheit wie der Umstand, dass eine Geschichte, so gut geschrieben sie auch sein mag, nichts dringender benötigt, als eine ansprechende Verpackung. Wenngleich vielleicht nicht alle Schreiberlinge dies zugeben mögen. Etwa weil sie hoffen (oder ernstlich davon überzeugt sind), die fein gedrechselten Worte allein würden reichen, um Leser in den Bann zu ziehen und zum Kauf zu verleiten. Dabei ist das Cover doch, lange vor den fein gedrechselten Worten, zumeist das Erste, das der potentielle Leser zu Gesicht bekommt, wenn er das Buch im Laden zur Hand nimmt oder sich durch die Weiten und Untiefen Amazoniens schlägt. Und darum ist die Auswahl der Verpackung mindestens ebenso wichtig wie der Inhalt. Egal wie fein gedrechselt die Worte dahinter sind.
(Was wohl auch zu der momentan überhandnehmenden Mode des Farbschnitts geführt hat. Früher, also in meiner Jugend vor ca. hundert Jahren im letzten Jahrtausend, hatten ja nur Gesangbücher oder Liebesromane mit muskulösen halbentblößten Schotten vorne drauf einen Farbschnitt. Die Schotten heutzutage sind Vampire, Elfen oder unfassbar zwielichtig erscheinende, unfassbar reiche Jungs, weshalb sich limitierte erste Auflagen aus dem Bereich Fantasy und Romance an einem wahrhaftigen Feuerwerk an Farbschnitten erfreuen. Und weniger wegen des fragwürdigen Inhalts schlechte Kritiken ernten, sondern vielmehr dann, wenn es nicht gelingt, rechtzeitig eines dieser Sonderexemplare abzustauben … aber ich drifte ab … )
Beim ersten Blick hinter die Kulissen der haarigen Angelegenheit hatte ich bereits erwähnt, dass mich die Geschichte eine wirklich lange Zeit begleitet hat. Dabei habe ich mir tatsächlich immer wieder Gedanken um ein mögliches Cover gemacht. Wenig überraschend spielten dabei ab einem bestimmten Zeitpunkt Haare eine gewisse Rolle. Schließlich hat Rosi Hypertrichose und ihr ganzer Körper ist mit einem zarten Pelz bedeckt. Ein Favorit waren darum Haarsträhnen, die in einem Waschbecken hängen – wir erinnern uns, wie hartnäckig Rosis haselnussbraune Fusseln und Locken an Fabians Laken und seiner Kleidung kleben, und dass sie sehr zum Verdruss von Frau Leda den Abfluss der Dusche verstopft hatten.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich der Designerin vorab von diesen Geistesblitzen berichtet habe. Um meinen Geschmack auszufuchsen, haben wir allerdings diverse Beispielcover von anderen Büchern besprochen, die mir gefielen. Grundsätzlich hatte ich keine konkreten Vorstellungen und habe ihr darum freie Hand gelassen. Schließlich ist sie der Profi.
Die Verpackung der haarigen Angelegenheit, so wie sie jetzt ist, wurde jedenfalls in echter Handarbeit mit Papier und Pinsel entworfen und gestaltet. Wenn man das weiß und genau hinschaut, kann man das gut erkennen.
Letztlich gab es zwei Varianten mit Fell. Die hellere, freundlichere in Rosa und Blau und diese hier:
Um ehrlich zu sein, hat mir die dunkle Variante auf den ersten Blick sehr viel mehr zugesagt. Gesehen und gedacht: Das ist das Cover. Schließlich sind Rosis Haare haselnussbraun und zur rotsamtenen geheimnisvollen Atmosphäre des Kabinetts der Wunder hätte die Farbgestaltung in Lila und Bronze ebenfalls sehr gut gepasst. Allerdings war ich kein Fan der weißen Schrift.
Also haben wir herumprobiert.
Nicht nur mit der Schriftfarbe, sondern auch mit dem Schriftzug. Denn die eher moderne Aufmachung des rosa Covers war ein echter Blickfang. Der nur leider auf dem dunklen Hintergrund nicht so gut funktionierte. Abgesehen davon, waren wir uns nicht sicher, wie die Farben letztlich im Druck erscheinen würden, da es sich um Sonderfarben handelte. An die man sich nur dann wagen sollte, wenn man genau weiß, welche Druckerei das Buch letztendlich druckt. Was eben nicht der Fall war und auch nicht zu stemmen gewesen wäre.
Obendrein hatte ich inzwischen Zweifel bekommen. Weil die Geschichte ja eine humorvolle, von der heiteren Muse geküsste Romanze und kein sozialkritischer Kommentar zur Ungerechtigkeit der Welt ist.
Oder wie der Buchhändler meines Vertrauens meinte, den ich zufällig mitten im Entscheidungsprozess auf dem Weg zur Sparkasse (ja, beim Online-Banking passiert so etwas nicht) beim Zigarettenkaufen erwischt und das Handy mit den Entwürfen unter die Nase gehalten hatte: „Wenn amore amore drin vorkommt, darf der Umschlag auch fluffig sein.“
So wurde es letztlich das poppige rosa Cover. Kaum war diese Entscheidung endlich gefällt, musste noch ausbaldowert werden, ob der Umschlag glänzend oder matt sein und ob der Klappentext in blauer Schrift auf rosa Grund oder umgekehrt erscheinen sollte. Der Zeitpunkt des Probedrucks war gekommen. Was ich tatsächlich jedem empfehlen kann. Ich für meinen Teil war nämlich überzeugt, dass das Cover matt werden soll und der Kasten hell. Ob der besseren Lesbarkeit. Nun ja. Das endgültige Ergebnis kennt jeder, der das Buch schon einmal gesehen hat. Es glänzt und der Kasten für den Klappentext ist dunkel.
Falls an dieser Stelle noch irgendwelche Zweifel bestehen sollten – ja, natürlich kaufe ich Bücher nach der Verpackung. Sogar ziemlich oft.
(Wenn auch nicht nach Farbschnitt. Da mögen sich noch so viele Drachen, Sterne und Blümchen tummeln, ich muss bei diesem Anblick immer an die Gesangbücher und halbnackten Schotten denken … aber ich drifte schon wieder ab … )
Damit entlasse ich Sie wie jedes Mal mit einer Weisheit aus der Wundertüte der Weltliteratur:
Im Hufschlag ihrer Pfennigabsätze klang der Takt der käuflichen Liebe mit.
(Markku Ropponen, Ein beschissenes Sortiment an Schwierigkeiten)
Postskriptum
Sie haben nun schon länger keine Depesche aus dem Freien Königreich Xarelien mehr erhalten. Das liegt in erster Linie natürlich allein daran, dass die Brieftauben streiken und das Telegraphenamt zusammengebrochen ist. Und nicht etwa an unserer Autorin. Es ist möglich (aber beileibe nicht sicher), dass die nächste Postwurfsendung entfällt und stattdessen eine Depesche in Ihrem elektronischen Postfach landet.
Ach … und ehe ich es vergesse … ich hatte Ihnen in der letzten Postwurfsendung ja wieder Sterne versprochen.