Es ist wieder Brückentag. Und auch unsere Autorin hängt ein wenig durch. Zumindest was die Neuigkeiten angeht. Aber manchmal muss man eben einfach etwas geduldig sein. Außerdem scheint draußen die Sonne. Darum haben wir eigentlich auch alle besseres zu tun als zu lesen oder gar zu schreiben. Wildgewordene Astern aus dem Gemüsebeet ausgraben zum Beispiel. Oder den Hund bewegen. Weshalb die heutige Postwurfsendung nicht sonderlich langatmig ausfällt.
Das erste Drittel des Jahres ist vorüber, die Ostereier und Schokoladenhasen sind verdaut. Die Kaps ist beinahe guter Dinge.
Das Bureau befindet sich nun in seiner Gesamtheit in den treuen Händen der Coverdesignerin und die beiden Damen sind sich inzwischen über eine grobe Richtung einig geworden. Was ja gar nicht so einfach ist, wenn die Autorin auf Nachfrage, um was es eigentlich in dem Buch geht, erst einmal wie ein Fisch zu glotzen beginnt und schließlich mit „Oh, Gott … es ist … kompliziert?“ antwortet.
Ähnlich wie beim Bureau gibt es auch von der schreibenden Front nicht allzu viel Neues zu berichten. Opus No. 3 stagniert nach wie vor sehr zuverlässig und auch bei Opus No. 4 ging es nicht so rasant wie in den vergangenen Wochen voran. Was dem Umstand geschuldet ist, dass die Kaps nicht nur ein paar Quadratmeter wildgewordene Astern ausgrub und den Hund bewegte, sondern unter anderem auf einem Wollfest in der schwäbischen Idylle weilte und obendrein dringend ein neues Strickmuster ausprobieren musste. Das sie vermutlich demnächst wieder auftrennt, da ihr trotz Wollfest voraussichtlich die Wolle ausgeht.
Abgesehen davon war zudem ein kurzer Ausflug zurück ans Reißbrett des Plots von Nöten. Die aufmerksame Leserschaft bemerkt es sicherlich, dass die Anzahl der Kapitel wieder um eines angewachsen ist. Auch Platzhalter für eventuell zwei weitere Kapitel wurden – wenigstens mental – hinzugefügt, so dass die endgültige Kapitelzahl der verrückten Hühnerbuchhandlung am Ende auf 31 anwachsen könnte. Und so beträgt der Pegelstand der Wortklaubereien:
Opus No. 3 (Arbeitstitel Blut, Schweiß und Tränen): 72.651 Wörter; 6/52 Kapitel
Opus No. 4 (Arbeitstitel Crazy Hühnerbuchhandlung): 41.838 Wörter; 10/29 Kapitel
Da die Kaps beim aktuellen Angebot der Neuerscheinungen nicht immer fündig wird (und sie ja genügend Lesestoff in den Regalen, Schränken und Truhen stehen und liegen hat), hat sie einmal mehr zu einem erprobten und gelobten Buch gegriffen. Und weil dieses auch nach neunzehn (in Worten: NEUNZEHN) Jahren noch immer so gut wie beim ersten Mal ist, soll es heute Eingang in den Salon der literarischen Skurrilitäten finden.
Der Schreckenmeister von Walter Moers ist nämlich ein feuchter Fantasytraum für Germanisten. Denn der Roman basiert auf Gottfried Kellers Kunstmärchen Spiegel, das Kätzchen und der Erzählstil widerspricht so ziemlich allen guten Ratschlägen, wie man schreiben soll.
Die Hauptfigur in Moers Roman heißt Echo und ist ein Krätzchen. Kratzen unterscheiden sich von herkömmlichen Katzen darinnen, dass sie zwei Lebern haben, alle Sprachen sprechen können und ein staunenswertes Gedächtnis haben. Ähnlich wie Spiegel geht auch Echo nach dem Tod seiner Besitzerin und darum selbst dem Hungertod nahe einen Pakt mit einem Hexenmei… Schrecksenmeister ein: Der verspricht das Krätzchen bis zum nächsten Vollmond zu mästen, um ihm dann den Garaus zu machen und sein Fett auszukochen. Was folgt sind kulinarische Abschweifungen, allerlei Schaudergestalten und Grauslichkeiten des Schrecksenmeisters.
Außerdem hat der Roman jede Menge Wortneuschöpfungen, Bilder und Fußnoten. Wovon unsere Autorin quasi weiche Knie bekommt. Und würden nicht schon diverse kürzere und längere wissenschaftliche Abhandlungen über die Intertextualität der beiden Werke von Moers und Keller existieren, würde es sich die Kaps vielleicht doch noch mit der Doktorarbeit … haha, nein Spaß. Sie befasst sich dann doch lieber mit den Kapriolen einer verrückten Hühnerbuchhandlung. Oder den wildgewordenen Astern.
Und auch heute entlasse ich Sie wieder mit einer Weisheit aus der Wundertüte der Weltliteratur:
Denn wann ist es mit Dämonen jemals einfach?
(A.B. Poranek, Wo die Nacht verweilt)
Postskriptum
In zwei Wochen erscheint an dieser Stelle dann das dritte Kapitel des Bureaus. Zusammen mit einem Aktenvermerk. Denn im Bureau finden sich Schnipsel von wissenschaftlichen Abhandlungen, Aktenvermerke, Märchen und einiges andere mehr. Allerdings keine Fußnoten. Die hätten gerade noch gefehlt.
Sollte jemand neu hier sein – auf das erste Kapitel stößt man am Ende der Postwurfsendung No. 19. Das zweite Kapitel ist dort ebenfalls verlinkt.