In der sechsten Postwurfsendung ging es um den Sachstand des Akts und weil die geneigten Leser auch gar nicht auf die Folter gespannt werden sollen, zu welchem glücklichen oder unglücklichen Ende die Karteikarten, Schmierzettel, Schaubilder und das Haareraufen usw. geführt haben – immerhin geht es um die Frage „Held oder nicht Held“ – schauen wir heute, was schlussendlich auf dem Reißbrett zu stehen kam.
Eine sehr weise Frau hat gesagt, dass „Straffung in der Regel jeder Geschichte guttut“. Und weil es in der Regel weise ist, auf weise Frauen zu hören und ich ab und zu wenigstens ein bisschen weise sein möchte, habe ich also erst einmal damit begonnen, alle unnötigen Subplots zu kürzen, ehe ich mich der leidigen Frage stellte, wessen Geschichte denn nun erzählt werden soll.
Darum wurde auch die stattliche Anzahl an Nebenfiguren zusammengestrichen und in einem Fall gar auf Dienstreise zu archäologischen Ausgrabungen inklusive dreier kopfloser Skelette geschickt.
Anders als bei der haarigen Angelegenheit fiel es mir diesmal schwer, dem Plot noch neue Ideen hinzuzufügen oder Handlungsstränge umzudichten. Dem konnte auch liebevolles Zusammenbasteln von Schaukästen nicht abhelfen. Immerhin ist es mir gelungen, Logikfehler auszumerzen (und dafür wahrscheinlich neue hineinzuschreiben).
Auch wenn längst noch nicht alles klar ist, starte ich nun tatsächlich mit der Überarbeitung. Mir fällt nämlich ohnehin nichts Neues mehr ein. Bleibt zu hoffen, dass mich keine launischen Irrlichter auf weitere Abwege in sumpfige Abgründe des Plots führen. Der Plan derzeit ist es jedenfalls, nach Möglichkeit jeden Tag um die 2000 Wörter zu überarbeiten. Das klingt nach weniger als es ist. Ernsthaft. Ich bin nämlich eine Schnecke. Eine Schnecke, die jetzt nicht nur eine Statistik über Handtaschen und gelesene/gekaufte Bücher sondern auch über umgeschriebene Texte führt.
(Stand heute: 5973 überarbeitete Wörter, außerdem in diesem Jahr bislang 12 gekaufte sowie 20 gelesene Bücher und das mit den Handtaschen bleibt ein Geheimnis.)
Ach ja, die Frage nach der Hauptfigur …
Für‘s erste ist sie beantwortet. Wir bleiben jetzt mal bei unserem unseligen Helden. Ob am Ende hier nicht doch noch eine albtraumhafte Überraschung lauert, muss sich zeigen. Wirklich überrascht von der Überraschung wäre ich jedenfalls nicht. Genauso wenig wie die weise Frau.
Passend zum anstehenden Mittsommer, der Sommersonnenwende und der Kürze der heutigen Postwurfsendung einmal mehr Kürzestfiktion.
Die Nächte werden schon bald wieder kürzer. Hurra!
Damit entlasse ich Sie mit einer Weisheit aus der Wundertüte der Weltliteratur:
The night I became a writer was the night that I lost my mind.
(Alex Cody Foster)
Postskriptum
Da die heutige Postwurfsendung eher im Telegrammstil abgefasst ist – die Karteikarten, Schmierzettel, Schaubilder und das Haareraufen fordern ihren kreativen Tribut – noch ein Hinweis der Autorin: Demnächst regnet es hier wieder Sterne.
Und falls Sie weniger die Statistik als vielmehr die harten Fakten interessieren: Unsere Autorin liest gerade und nicht zum ersten Mal „Das wandelnde Schloss“ von Diana Wynne Jones. Tun Sie das auch! Denn es ist nett und harmlos, es kommt ein Feuerdämon darin vor und eigentlich will doch jeder in einem wandelnden Schloss leben. Obendrein können Sie das Buch als Bonus Ihren Kindern und Kindeskindern vorlesen.