In der letzten Postwurfsendung hat die Kaps ein klein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und einen kurzen Blick hinter die Kulissen der haarigen Angelegenheit geworfen. Da bei den geneigten Lesern dazu keine Fragen offengeblieben sind, wenden wir uns heute den Aktualitäten auf dem Schreibtisch unserer Autorin zu.
Wie die aufmerksamen Leser dieser Postwurfsendungen bereits in der ersten Ausgabe diesen Jahres vernommen haben, ist die Kaps nicht nur eifrig damit befasst, am Nachfolgewerk des heimlichsten Bestsellers aller Zeiten herumzuwerkeln, sondern sie hatte sich gar das ehrgeizige Ziel gesetzt, die erste Überarbeitung bis Ende März an die Lektorin zu übersenden.
Leider hatte sie die eigenen Fähigkeiten über- und den tatsächlichen Zustand des Manuskripts unterschätzt, denn obgleich letzteres ausgedruckt unfassbar unschuldig und harmlos daherkommt (Stichwort Tarnen und Täuschen), befindet es sich doch eher im Zustand wie bereits oben abgebildet.
Nun ist die Kaps also in Sachen Überarbeitung absolut nicht dort, wo sie gerne sein möchte oder sein sollte, doch hat sie das nicht davon abgehalten, der Lektorin eine Leseprobe (Prolog und die ersten beiden Kapitel) sowie eine Inhaltsangabe in Tabellenform rund um Plot und Figurenentwicklung zu übersenden. Für ein gewisses Maß an Verbindlichkeit sorgen sozusagen. Natürlich auch, um ein bisschen Druck auf sich selbst aufzubauen. Und nachdem nun sämtliche Krankheitsfälle sowie Winter-, Faschings- und sonstige Urlaube erst einmal vorüber sind, die Zeit der längeren Tage und des allgemeinen Wachsens, Blühens und Gedeihens vor der Türe steht, haben sich die Damen zu einem Gespräch eingefunden, um einen Schlachtplan zum weiteren Vorgehen auszuhecken.
Dies schaut nun dergestalt aus – damit die Kaps sich nicht wieder in fünf verschiedenen Überarbeitungen verliert –, dass sie jetzt mal besser gleich die ersten vierzehn überarbeiteten Kapitel an die Lektorin expediert, dieweil sie von dieser die Tabelle zu Plot und innerer Entwicklung mit Korrekturen und Anmerkungen erhält und sich dann bestenfalls kluge Gedanken dazu macht.
Denn folgende Punkte sind bereits ins Auge gestochen:
Anders als bei der haarigen Angelegenheit ist diesmal klar, um wen es geht, es ist ein roter Faden zu erkennen, Spannung und auch wohl der absonderliche Humor der Kaps sind drin. (Hurra!)
Wie der Kaps mangelt es den beiden Hauptfiguren (die wir fürderhin missratene Galgenstricke nennen wollen) allerdings an innerer Motivation und zumindest bei unserem unseligen Helden ist unklar, warum er tut, was er tut, wenn er doch mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Was wiederum die Kaps nicht weiter überrascht, schließlich hatte sie im Laufe der letzten zwei Jahre liebevoll unzählige Baumdiagramme, Karteikarten, Abhandlungen und Schmierzettel zum Thema Was will L? Ziele?? (Schreikrampf!) gemalt, entworfen und entsorgt.
Das Manuskript ist wieder einmal nur die Spitze des Eisbergs dessen, was die Kaps sich so an komplexem Hintergrund zur Geschichte ausgehirnt hat und es steht zu befürchten, dass sie Wichtiges im Text verschweigt. Es ist tatsächlich ein arges Kümmernis, dass der Leser nicht in den Kopf der Autorin blicken kann und dass somit Dinge, die ja nun wirklich sonnenklar sind, für Verwirrung sorgen. Und zwar einfach nur deshalb, da sie nicht auf dem Blatt stehen. (Seufz.)
Bei den ersten Figuren ist schon jetzt die Frage aufgeploppt, ob sie überhaupt gebraucht werden. Mit den Betroffenen hatte die Kaps zum Glück bereits in den vergangenen Wochen intern Krisengespräche geführt, so dass etwaige Abschiede zwar nicht einvernehmlich, aber doch friedlich stattfinden werden. Obgleich damit freilich diverse Umdichtungen von Nöten sein werden.
Die erste Reaktion auf die Leseprobe und Inhaltstabelle lässt dennoch durchaus die zarten Schneeglöckchen der Hoffnung aufkeimen, dass diesmal nicht wieder der ganze Kladderadatsch von vorne bis hinten überarbeitet werden muss und es keine zwanzig Jahre dauern wird, ehe das Werk getan ist. Sonst würde die Kaps am Ende wohl doch noch meschugge werden. Und die Leserschaft grau und runzlig und bucklig vom Warten.
Weil nun also schon März ist, der Frühling uns quasi die Türe eintreten möchte und auch die Fiktion in diesen Postwurfsendungen nicht zu kurz kommen soll – hier eine Kürzestgeschichte zum Thema:
Dies führt auch gleich weiter zur einer Ankündigung: Damit die Postwurfsendungen nicht langweilig werden (und die Kaps sich obendrein ein wenig von der Überarbeitung des Manuskripts ablenken und davor drücken kann), wird hier in den kommenden Wochen eine neue Rubrik eingeführt. Und zwar die Depeschen aus Xarelien. In loser Folge und Länge wird die Kaps dort Sehenswürdigkeiten, Institutionen, Erfindungen und Persönlichkeiten aus dem Freien Königreich Xarelien vorstellen.
Und damit entlasse ich Sie mit einer Weisheit aus der Wundertüte der Weltliteratur:
Das weiß doch nun jeder, dass ein gesunder Mensch keine Romane aus sich herausquetscht.
(Pasi Ilmari Jääskeläinen, Lauras Verschwinden im Schnee)
Postskriptum
Falls Ihnen doch noch eine Frage zur haarigen Angelegenheit eingefallen ist oder falls Sie sonst gerne etwas wissen möchten, so ist es weiterhin möglich, direkt in Ihrem elektronischen Postfach auf diese Postwurfsendung zu antworten. Etwaige Leserzuschriften werden dann in zukünftigen Postwurfsendungen von der Kaps beantwortet. Sofern Sie Lob und Begeisterung äußern möchten, ist auch dieses herzlich willkommen. Es wird dann ebenfalls schamlos – wenngleich anonymisiert – abgedruckt werden.